der Erfahrung nach...
liebe Juliane,
ich hoffe deine Verletzung bessert sich. gut hört sich ja auf jeden Fall an, dass es keine Spätfolgen geben soll.
um das Thema noch mal etwas zu generalisieren:
ein in Deutschland praktizierender Arzt hat eine Schweigepflicht. darunter fallen dann natürlich auch Verletzungs-/Krankheitsbilder, die bei einem Patienten festgestellt werden.
eine Entbindung der Schweigepflicht entsteht, wenn Verdachtsmomente für eine Straftat entstehen (dazu gehören z.B. Misshandlungen jeder Art). dann ist der Arzt/die Ärztin gesetzlich verpflichtet, die festgestellten Verletzungen zu dokumentieren und eine Anzeige gegenüber der Polizei zu erstatten.
Fakt ist, und ich denke da sind wir uns alle einig, sollte jemand mit zahlreichen Hämatomen zu einer ärztlichen Untersuchung erscheinen, dann ist es nachvollziehbar, wenn da Fragen vom Behandelnden auftauchen.
bei dir war das jetzt nicht direkt der Fall, weil du (so wie es sich anhört) eine lokale Verletzung hattest, dennoch hätte natürlich auch hier eine Frage zur Entstehung kommen können.
worauf ich hinaus will ist: von der fachlichen Seite ist es immer schwierig, wenn einem von einem Patient etwas präsentiert wird, und man sich selbst zusammenreimen soll, wie das denn entstanden ist. man kann das ganze abkürzen und einfach die Fakten präsentieren - dann wird einem adäquat geholfen.
Nachfragen zur Entstehungsmechanik dienen dem Wohl des Patienten, und in letzter Instanz auch dem des Behandelnden - denn wenn er aufgrund von Vermutungen eine Therapie wählen muss, und diese nicht die passende ist, dann muss im Zweifelsfall er den Kopf hinhalten, wenn es zur Frage der ärztlichen Sorgfaltspflichtverletzung kommt (die heute relativ schnell in den Raum gestellt wird).
Fakt ist auch: Unfälle passieren eben. geht auf jeden Fall zu einem Arzt/einer Ärztin und lasst euch untersuchen und behandeln - da ist Pragmatismus gebeten! es wird sich zu 99% niemand für irgendwelche 'schmutzigen' Details interessieren. dafür bleibt im Arbeitsalltag oft auch schlicht keine Zeit.
kurz erklären was passiert ist, und gut. damit macht man es sich selbst und dem Arzt leichter. denn was wirkt verdächtiger, als wenn man sich eine Geschichte zur Entstehung von Verletzungen ausdenkt, die dann vielleicht löchrig ist und erst recht Fragen aufwirft. wie gesagt - die Verpflichtung Verdachtsmomente für eine Straftat zu melden ist nun mal da, und wenn man sich selbst verdächtig macht, wird es oft unangenehmer als man es hätte haben müssen. außerdem sind bleibende Folgen wohl das Letzte, was man von einer Session mitnehmen will, nicht?
und jeder Arzt - auch ein Niedergelassener - hat in seiner Ausbildung mal in der Klinik gearbeitet. und was man da in Nachtdiensten so zu sehen kriegt reicht meist, um sich im späteren Alltag nur noch über wenig zu wundern.
ich wünsche dir noch gute Besserung.
LG, w_l_m