BDSM: Abartig vs. normal
Ist es euch schon einmal aufgefallen, das man als BDSM´ler schnell als abartig verschrien wird. Durch das Lesen von Forenbeiträgen, Unterhaltungen mit Leuten oder andere Quellen fällt dieses immer wieder auf. Sicherlich kennen viele dieses „Problem“. Wir hatten bei einem gemütlichen Abend mit Bekannten durch den Film „Shades of grey“ das Thema SM etwas angeschnitten. Eine Bekannte sagte: „Das ist ja abartig. Wenn ich wüsste das mein Freund auf so etwas steht würde ich ihn verlassen!“ Fangen wir mal mit dem „normalen Durchschnittsbürger“ an, der auf den (wir SM´ler sagen) Blümchensex steht. Das wird wohl die Mehrheit sein die solche Aussagen treffen. Wir möchten diese Leute nicht abwerten denn jeder soll sein Liebesleben so Gestalten wie er mag. Aber warum sind diese Leute nicht abartig sondern nur „Wir“? Der Begriff Abartig deklariert etwas, welches nicht normal der Art typisch ist. Das bedeutet aber, das alles was nicht für die reine Vollziehung des Geschlechtsverkehrs nötig ist, eine Abnormität darstellt. Forscher sagen, dass wir vom Affen abstammen. Da bei Affen (und fast allen Tieren) das Glied nur für den reinen Fortpflanzungsprozess in den weiblichen Partner geschoben wird und nach erfolgtem Samenerguss der Akt beendet ist, werten wir das mal als arttypisch. Die „Blümchensexleute“ massieren also nicht die Brüste, verwöhnen den Partner nicht mit der Zunge, nehmen keinen Schwanz in den Mund und so weiter. All diese Sachen werden ja für den Akt nicht benötigt.
Sehen wir aber mal von den „Normalen“ ab und wenden uns BDSM´lern zu. Da gibt es ja sogar untereinander solche Aussagen. Das können wir ja nun gar nicht verstehen. Wenn jemand es zum Beispiel liebt mit dem Rohrstock den Hintern grün und blau geschlagen zu bekommen, kann er doch nicht zu einem Natursektliebhaber sagen das er abartig ist. Es gibt viele Praktiken die wir nicht machen würden weil sie nicht unser Ding sind. Aber deshalb verurteilen wir keinen der das mag. Es gibt bestimmt keine „Richterskala“ die BDSM Praktiken anhand der „Abartigkeit“ einteilt.
Man hat auch das Gefühl, das Menschen, je näher eine Sache Richtung Sexualität und der eigenen intimen „Schutzzone“ geht, aggressiver dagegen vorgehen obwohl sie nicht davon belästigt werden. Wenn der nette Nachbar sich einen neuen roten BMW kauft und man selber weder Farbe noch Marke leiden kann, ist das einem trotzdem egal und es bleibt der nette Nachbar. Erfährt man, das er gern eine TV Sklavin oder NS Liebhaber ist wird er zum perversen Schwein von nebenan. Wäre es aber nicht besser er bleibt der nette Nachbar, denn er belästigt mich ja gar nicht. Wie viele Dates kommen wohl nicht zustande weil bei einem eine Vorliebe steht die der andere als „abartig“ bezeichnet.
Wenn man nicht gleich jedem Menschen einen Stempel aufbrennt vergrößert sich automatisch die Menge der Leute die ins Beuteschema fallen und so manch Abartiger entpuppt sich als nette und interessante Person. Dass dadurch auch das allgemeine Miteinander mit allen Leuten besser wird braucht man ja wohl nicht erwähnen.
Wenn diese Zeilen von allen hier als totaler Müll bezeichnet werden, können wir mit ruhigem Gewissen sagen: „Wir sind ABARTIG !!“