Von perfekten Sklaven
Für oberflächlich denkende Menschen, respektive SM’ler, zeichnet sich ein perfekter Sklave dadurch aus, dass er für alle Praktiken offen ist, stets der Herrschaft gehorcht, und keinen Widerwillen zeigt. Dies spiegelt interessanterweise auch in der weitläufigen Meinung von „Nicht-SM’lern“ wieder, denn zu häufig werden Sklaven von Unwissenden als willenlos und schwach betitelt.Wer BDSM hingegen ernsthaft lebt, kommt sehr schnell zu ganz anderen authentischeren Erkenntnissen zur Perfektion von Sklaven. Es gibt keine Perfektion die man objektiv messen kann.
Perfektion besteht vielleicht vielmehr aus einer Reihe von Faktoren, die es in Summe rechtfertigen den Begriff zu verwenden.
Welche Attribute muss ein Sklave, generell die Fähigkeit vorausgesetzt sein Sklaven-Ich vom Real-Ich abgrenzen zu können, möglicherweise besitzen um ansatzweise perfekt zu sein?
Intellekt
Der perfekte Sklave ist in der Lage intellektuell zu verstehen was er da tut. Was nützt eine noch so begabte Herrschaft, die sich mit teils psychologischer Raffinesse bemüht, wenn der Sklave nicht in der Lage ist es intellektuell zu erfassen, was gerade mit ihm geschieht bzw. gemacht wird. Wenn Tiefsinnigkeit in der Emotionalität ein Ergebnis des Spieles rund um BDSM ist, dann sollte doch auch Tiefsinnigkeit auf persönlicher Ebene verlangt werden können.
Charakter
Der perfekte Sklave sollte vielleicht zudem einige charakterliche Eigenschaften mitbringen. Dazu gehören Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Strebsamkeit und Toleranz. Sicherlich gibt es noch einige mehr. Ein Sklave ohne diese Charaktereigenschaften ist nicht in der Lage an sich zu arbeiten, sich selbst einzuschätzen, und ist wohl eher willenloses, wertloses Fleisch. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Herrschaft langfristig gefallen an einem Sklaven findet, wenn dieser ein willenloses, gebrochenes Etwas ist, was kein Selbstwertgefühl hat und alles mit sich machen lässt ohne den Sinn dahinter zu erkennen, oder gar eine positive Emotion zu empfinden.
Emotion
Der perfekte Sklave empfindet bei dem was er tut Emotionen. Er hat für sich entdeckt oder gelernt aus dem was er tut etwas zu schöpfen. Er empfindet Stolz, Befriedigung und nicht zuletzt Hingabe. Ohne emotionales Erleben wird BDSM mehr zu psychopathogenem Realmasochismus und nicht zu einer Bereicherung.
Perfektionismus ist vielleicht auch ein Zustand des Empfindens beider Partner, dass sich dass was sie tun richtig anfühlt. Nur wenn ein Sklave die Herrschaft fordert, die Bedürfnisse der Herrschaft anspricht, nur dann kann man vielleicht von perfekt sprechen. Und fordern und erfüllen kann ein Sklave nur mit Grips, Charakter und Emotion. Und kein Sklave der dumm, charakterlos und emotionslos ist, wird zum bevorzugten Partner/Spielpartner für eine BDSM Beziehung.
Hier kann sich gern dazu ausgetauscht werden was für euch ein perfekter Sklave ist. Gibt es ihn überhaupt, ist Perfektionismus gar fehl am Platz im Bezug zu BDSM oder ist „perfekt“ ein Zustand der sich stetig verändert?
Beste Grüße
Ater Crudus